Vollautonomer ID. Buzz AD von VW-Tochter Moia ist nun serienreif

Unter dem Namen ID. Buzz AD arbeitet die VW-Technologietochter Moia schon länger an einer vollautonomen Version des elektrischen Vans ID. Buzz. Das Fahrzeug wurde bereits in Hamburg, München, Oslo und im texanischen Austin erprobt – und ist nun serienreif. Es soll u.a. im ALIKE-Projekt in Hamburg sowie beim Ride-Hailing-Anbieter Uber in Los Angeles zum Einsatz kommen.

Bild: Moia

Dass Volkswagen große Pläne im Bereich autonomer Fahrzeuge hat, wurde spätestens bei der Bekanntgabe der Partnerschaft mit Uber im April deutlich: Gemeinsam wollen VW, Moia und Uber in den USA in den nächsten zehn Jahren eine Flotte mit Tausenden Robotaxis aufbauen. Das ist eine Kampfansage an die Google-Schwester Waymo, die bereits Robotaxi-Dienste in San Francisco, Phoenix, Los Angeles und Austin anbietet.

Nun sind VW und seine Technologie-Tochter Moia einen deutlichen Schritt weitergekommen. Der bereits ausführlich in den genannten Städten erprobte ID. Buzz AD („AD“ steht dabei für Autonomous Driving) hat nun die Serienreife erlangt. Dabei richtet sich das Fahrzeug nicht an Privatkunden, sondern an Betreiber autonomer Mobilitätsdienste, Stichwort Robotaxi.

Das Fahrzeug ist ein Baustein einer umfassenden Gesamtlösung, die neben dem ID. Buzz AD auch aus einem Software-Ökosystem und Services für die Betreiber autonomer Mobilitätsdienste besteht. Moia will damit öffentlichen und privaten Betreibern eine schlüsselfertige Lösung anbieten, um autonome Services schnell, sicher und skalierbar zu etablieren.

Dass dieses Angebot aber keinesfalls nur von irgendeiner VW-Tochterfirma stammt, sondern im Konzern hoch angesiedelt ist, wird dadurch deutlich, dass sich Volkswagen-CEO Oliver Blume persönlich dazu äußert: „Mit unserem vollautonomen Komplettpaket schaffen wir eine Mobilitätslösung, die in dieser Form einzigartig ist: Städte, Gemeinden und Flottenbetreiber können einfach und zuverlässig autonome Mobilität für alle bereitstellen. Unsere fahrerlosen ID. Buzz-Shuttles sind Teil eines vollvernetzten 360-Grad-Pakets aus führender Technologie, attraktivem Fahrzeugangebot, intelligentem Flottenmanagement und kundenorientiertem Buchungssystem – alles aus einer Hand, schnell in Flottenstärke auf die Straße skalierbar“, so Blume. Und weiter: „Damit positioniert sich der Volkswagen Konzern in der Spitzengruppe eines milliardenschweren globalen Wachstumsmarkts. Hamburg ist unser Startpunkt. Ab 2026 machen wir nachhaltige, autonome Mobilität in großem Maßstab in Europa und den USA verfügbar – ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg zum globalen Technologie-Treiber der Automobilindustrie.“

Mit dem Startpunkt in Hamburg meint Blume die Beteiligung von Moia an dem ALIKE-Projekt in der Hansestadt. Dort soll demnächst ein autonomer On-Demand-Ridepooling-Dienst starten, dessen Betriebsgebiet sich vom Stadtpark bis zur Elbe und vom Schlump bis nach Wandsbek erstreckt. Dabei wird Moia nicht nur mehrere Fahrzeuge vom Typ ID. Buzz AD bereitstellen, sondern auch ein Ridepooling-System, das verschiedene Betreiber und Fahrzeuge im Verlauf des Projektes in einem Gesamtangebot zusammenführt. In diesem Projekt kommt als zweiter Fahrzeugtyp auch der Holon Urban zum Einsatz, der aus einem Projekt des Automobilzulieferers Benteler entstanden ist.

Das Gesamtpaket von Moia bündelt alle Komponenten, um aus einem autonomen Fahrzeug wie dem ID. Buzz AD ein einsatzbereites Mobilitätssystem zu schaffen. Dabei arbeitet das Fahrzeug auf SAE-Automatisierungslevel 4, das heißt, es benötigt keinen Sicherheitsfahrer an Bord, darf aber nur innerhalb eines begrenzten Betriebsgebiets fahren. Das System erfüllt dabei regulatorische Anforderungen, etwa zur Fernüberwachung und zum sicheren Umgang mit
Ausnahmesituationen wie Rettungseinsätzen.

Mit insgesamt 27 Sensoren – darunter 13 Kameras, neun LiDAR und fünf Radare, – erzeugt der ID. Buzz AD ein umfassendes, redundantes 360-Grad-Bild seiner Umgebung. Gekoppelt sind diese Sensoren mit einem System für autonomes Fahren von Mobileye aus Israel sowie einer eigens entwickelten Autonomous Driving Mobility as a Service (AD MaaS) Ecosystem Platform.

Die Software steuert unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz Flotten in Echtzeit, unterstützt automatisiert die Fahrgäste, überwacht die Sicherheit und integriert sich nahtlos in bestehende Buchungs-Apps.

Zudem bietet Moia auch so genanntes „Operator Enablement“. Damit sollen Betreiber von Mobilitätsdiensten dazu befähigt werden, ein Ökosystem für autonomes Fahren zu implementieren und zu betreiben – von Simulation und Schulung über Betriebsaufnahme bis zum Live-Monitoring im Alltag. 

Auf dem UITP Summit in Hamburg hat Moia diese Woche auch eine umfassende Simulation zum Potenzial autonomer Ridepoolings in Deutschland vorgestellt. Die Analyse basiert auf Mobilfunkdaten und zeigt: 300.000 autonome Fahrzeuge können täglich 12 Millionen Fahrten mit flächendeckend durchschnittlichen Wartezeiten von zehn Minuten ermöglichen. Das Potenzial: Bis zu 5 Millionen Tonnen CO₂-Einsparung jährlich. „Unser Modell zeigt, wie autonome Flotten ohne zusätzliche Infrastruktur die Mobilität in Deutschland nachhaltig und flächendeckend verbessern können“, so Dr. Felix Zwick, Team Lead Mobility Consulting bei Moia.

moia.io (Serienfahrzeug), moia.io (UITP Summit)








4 Kommentare

zu „Vollautonomer ID. Buzz AD von VW-Tochter Moia ist nun serienreif“
F.
19.06.2025 um 08:57
Das klingt ja alles super. Eine entscheidende Tatsache ist aber: Dieses Ding hat bisher nur ein besseres ADAS, aber kein ADS, also keine Level-4-Autonomie. Das ist lediglich das Ziel, nicht etwa ein aktueller Fakt, wie es MOIA/VW und in der Folge dieser Artikel gerne erscheinen lassen.VW stellt alle möglichen Faktoren heraus, die aber nichts mit dem autonomen Fahren zu tun haben. Bleche biegen, Kameras dranbauen, etc. Das können sie. Die Software für's Ridepooling? Das müssen sie erst noch beweisen. Man munkelt ja, VW sei in Softwarefragen nicht unbedingt die Nummer 1. Die Autonomie ist jedoch das Kernproblem. Hier ist es Sache von Mobileye, nachdem das VW/Ford-Projekt Argo-AI abgesägt wurde , was merkwürdigerweise selten klar gesagt wird. Mobileye ist schon sehr lange solide im Geschäft, aber wie nah sind sie wirklich dran am Ziel der verlässlichen Autonomie? Um das ein Stück weit einschätzen zu können, kann man mal betrachten, wieviele Kilometer Fahrdaten die Unternehmen nutzen, um ihre KIs zu trainieren. Bei VW/Mobileye waren kürzlich 600.000 km zu lesen, ich glaube es war im SPIEGEL-Artikel. Ist das viel? Nun, Tesla steht nun nach vielen Jahren endlich kurz vor dem Start des autonomen Dienstes und greift zum AI-Training auf 5,8 Mrd(!) km zurück (verzichtet dabei auf HD Maps), Waymo immerhin auf ca. 50 Mio km (und ist mit HD-Maps-Ansatz eher mit Mobileye/MOIA vergleichbar). Das ist natürlich kein alleiniger Maßstab, aber doch ein Aspekt, der bei der Einschätzung hilft.Rechtlich wird der Betreiber eines fahrerlosen Fahrdienstes haftbar sein. Es wird vermutlich keine Vertragskunden geben, solange MOIA als Vorreiter nicht in einem gewissen Maße die Tauglichkeit bewiesen hat, sagen wir mind. 24 Monate und 1 Mio Kilometer ohne (mit)verursachte Unfälle. Außerdem werden sich Kunden (hoffentlich) vertraglich gegen Haftungsprobleme und Ausfälle gegenüber VW absichern. Das alles wird noch sehr, sehr lange dauern, obschon ÖPNV-Betreiber auch unter Personal- und Kostendrruck stehen und langfristig Konzepte wie VW-Ridepooling und Tesla Robotaxi/Cybercab Teile der Lösungen sein werden.Ich drücke VW die Daumen, bleibe aber leider pessimistisch.
Michel
20.06.2025 um 09:49
MOIA bietet Autonomie auf Level 4 ohne Sicherheitsfahrer, aber in einem beschränken Gebiet. Hier zu sehen:https://youtu.be/KX9Y4stS76s?si=oihScBZXIqbNwJXK
F.
21.06.2025 um 07:45
Danke für den Link. Man sieht in dem Video ja gerade, dass es sich um Level 2(++) handelt. Da sitzt ein Mensch am Steuer, den man nicht weglassen kann. Man sieht auch, dass es Situationen gibt, in denen er eingreifen muss. Die Frage ist: Wie weit sind sie noch davon entfernt, dass das nicht mehr der Fall sein wird. Die Erfahrung bei Tesla und anderen zeigt, dass diese „letzten“ Verbesserungen immer schwieriger und datenaufwändiger und zeitaufwendiger werden.
Christian Riedrich
21.06.2025 um 07:43
Der letzte Satz ist entscheidend: „ damit wir 2027 starten können“ Fertig ist nicht nix. Selbst in diesem Beitrag musste der Fahrer 2x übernehmen.

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